Der Trend ist eindeutig: Immer mehr Menschen in Deutschland können sich vorstellen, auf ein Elektroauto umzusteigen. Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Horváth ziehen 58 Prozent der Befragten den Kauf eines E-Autos in Betracht – jeder Dritte hält dies sogar für sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig nimmt die Zahl derjenigen ab, die Elektromobilität grundsätzlich ablehnen. Doch trotz des steigenden Interesses gibt es weiterhin Hürden, die den Wechsel erschweren.
Die im Dezember 2024 durchgeführte Umfrage zeigt, dass die Skepsis gegenüber E-Autos allmählich nachlässt. Während im April desselben Jahres noch mehr als die Hälfte der Befragten den Kauf eines Elektrofahrzeugs kategorisch ausschloss, sind es mittlerweile nur noch 20 Prozent. „Die Menschen setzen sich zunehmend mit dem Thema E-Mobilität auseinander“, sagt Georg Mrusek, Automotive-Experte bei Horváth.
Doch wer zeigt sich besonders aufgeschlossen? Laut der Studie sind Männer mit 61 Prozent etwas interessierter als Frauen (53 Prozent). Auch das Einkommen spielt eine Rolle: In der Gruppe mit einem Jahreseinkommen von über 100.000 Euro liegt die Zustimmung bei 80 Prozent, während sie bei unter 50.000 Euro nur 58 Prozent beträgt. „Höhere Einkommensgruppen sind offener, was sicherlich auch an den Anschaffungskosten von E-Autos liegt“, erklärt Mrusek.
Trotz des steigenden Interesses gibt es weiterhin Hemmnisse, die viele Verbraucher vom Kauf abhalten. Für 28 Prozent sind die hohen Preise das größte Hindernis. Auch die Reichweite bereitet Sorgen: 17 Prozent der skeptischen Befragten halten sie für unzureichend. Fehlende Lademöglichkeiten zu Hause oder am Arbeitsplatz monieren 16 Prozent, während 13 Prozent Lücken im öffentlichen Ladenetz kritisieren. „Kosten, Reichweite und Ladeinfrastruktur bleiben die größten Hürden“, fasst Mrusek zusammen.
Ein weiteres Problem stellt der Gebrauchtmarkt dar. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) sieht gebrauchte Elektroautos nicht als gleichwertige Alternative zu Verbrennern. Hauptgründe sind die rasante technologische Entwicklung, die Fahrzeuge schneller veralten lässt, sowie Unsicherheiten hinsichtlich der Batterielebensdauer und Reparaturkosten. „Die Kunden sind bei gebrauchten E-Autos sehr zurückhaltend“, so Mrusek.
Trotz wachsendem Interesse bleibt der Anteil von Elektrofahrzeugen in Deutschland gering. 2024 lag der Anteil der Neuzulassungen bei nur 13,5 Prozent. Ende Oktober desselben Jahres waren 1,6 Millionen rein elektrisch betriebene Pkw zugelassen – gegenüber 44 Millionen Verbrennern. Nach einer Boomphase durch staatliche Förderungen ist die Nachfrage 2024 spürbar eingebrochen.
Die Umfrage verdeutlicht, dass die Akzeptanz für Elektromobilität wächst – doch es gibt noch viel zu tun. Niedrigere Preise, größere Reichweiten und eine bessere Ladeinfrastruktur sind entscheidend, um Vorbehalte auszuräumen. Zudem müssen Hersteller und Politik daran arbeiten, den Gebrauchtwagenmarkt attraktiver zu gestalten.
Die E-Mobilität steht an einem Wendepunkt: Die Technologie ist ausgereift, die Bereitschaft der Verbraucher steigt – nun sind Industrie und Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Wandel gelingt.